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Ideen und Kooperationen

Mit einem jährlichen Projekthaushalt von insgesamt ca 70.000 € sind die Möglichkeiten der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz recht klein. Projekte führen wir deshalb hauptsächlich in Kooperation mit unseren Mitgliedsinitiativen durch. Dennoch sind wir auch offen für Projekte mit anderen Institutionen oder Initiativen und freuen uns auf Anfragen, die thematisch zu unserer Arbeit passen.

Falls Sie sich eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen können, melden Sie sich bei: schroeder@boell-rlp.de

Für Kooperationen gibt es einige Anforderungen, die beachtet werden müssen:

  • Die Heinrich Böll Stiftung RLP (hbs RLP) kann nicht fördern, sondern geht mit rheinland-pfälzischen Bildungsträgern, Vereinen und Initiativen für Projekte in Rheinland-Pfalz zu zeitlich und inhaltlich abgegrenzten Maßnahmen der politischen Bildung Kooperationen ein. Die hbs RLP und die Kooperationspartner*innen sind gemeinsame Veranstalter/Herausgeber des Projektes. Projekte sind Seminare, Tagungen, Workshops und Abendveranstaltungen.
  • Die hbs RLP muss sich gleichberechtigt an der Konzeption, Vorbereitung und Durchführung der Maßnahme beteiligen können. Laufende oder bereits abgeschlossene Projekte können daher grundsätzlich nicht berücksichtigt werden.
  • Grundsätzlich sind Kooperationen nur möglich bei Projekten, deren Inhalte als politische Bildung definiert und die zeitlich begrenzt sind, in Rheinland-Pfalz stattfinden und deren Zielgruppe in der Regel und überwiegend mindestens 16 Jahre alt sind.
  • Die hbs RLP gehört der grünen politischen Grundströmung an, unsere Mittel dürfen aber weder für die unmittelbare noch für die mittelbare Unterstützung oder Förderung politischer Parteien verwendet werden. Kooperationen mit Parteien oder Parteigliederungen sowie Parlamentsfraktionen sind deshalb ausgeschlossen.
  • Von Kooperationen ausgeschlossen sind ferner Maßnahmen, die der Vorbereitung von oder Aufrufen zu politischen Aktionen dienen (z.B. Demonstrationen).
  • Zur politischen Bildung gehören weiterhin keine Maßnahmen, die einem überwiegend persönlichen Nutzen dienen (z.B. berufliche {Weiter-}Bildungen, Sprachkurse, Existenzgründungsseminare, Selbsterfahrungs- und Therapieangebote).
  • Für Abrechnung und Sachbericht müssen bei Kooperationen die Formulare der hbs RLP benutzt werden. Diese stellt die hbs RLP zur Verfügung.
  • Nach Veranstaltungsende muss die Abrechnung inkl. Sachbericht innerhalb von 4 Wochen bei der hbs RLP eingereicht sein. Bei Veranstaltungen im 4. Quartal nach Absprache ggf. auch früher. 

Darüber hinaus läuft eine Zusammenarbeit mit Antidemokratischen Akteur*innen unseren Grundsätzen zuwider. Wir haben deshalb eine Unvereinbarkeitserklärung ausgearbeitet, die weiter unten zu sehen ist.

Keine Zusammenarbeit mit antidemokratischen Bildungsträgern!

Die Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz lehnt jede Zusammenarbeit mit AfD-nahen Stiftungen und Vereinen ab.

Die Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES), andere AfD-nahe Stiftungen und kommunalpolitische Vereinigungen können als antidemokratische Akteur:innen eingeordnet werden. Das ergibt sich zum einen aus der Nähe zur AfD, die auf Basis vielfach wissenschaftlicher Analyse als völkisch und antidemokratisch, als Teil extrem rechter Netzwerkstrukturen und mitunter als faschistisch eingestuft wird.i Zum anderen hat die DES maßgebliche Verknüpfungen in die extreme Rechte, und zwar besonders die sogenannte Neue Rechte,ii die sich strategisch auf die autoritären Denker der Konservativen Revolution beruft, sich jedoch nur oberflächlich vom Nationalsozialismus abgrenzt. Weil die DES aber auch die anderen AfD-nahen Stiftungen in diesem ideologischen politischen Milieu anzusiedeln sind, können sie inhaltlich als antidemokratisch und teilweise extrem rechts vorausgesetzt werden. Sie sind Teil eines Netzwerks von Antidemokrat:innen.

Inhalte

Die ideologischen Grundlagen völkischer Nationalismus, Antifeminismus, Antiliberalismus und autoritäre politische Ordnungsvorstellungen widersprechen den inhaltlichen Grundpfeilern der Heinrich-Böll-Stiftungen fundamental. Wir bilden für eine demokratische, geschlechtergerechte, ökologische, offene und solidarische Gesellschaft auf Basis der Menschenwürde und der Menschenrechte. Wir positionieren uns klar gegen die Arbeit antidemokratischer Träger, weil sie Ungleichheit und Diskriminierung zum Inhalt hat, weil sie Herrschaftsverhältnisse verschleiern oder verstärken will und Kontroversität zerstört.

Bildungsauftrag

Der Auftrag unserer Stiftungen ist die politische Erwachsenenbildung. Wir verteidigen den Bildungsbegriff gegen Institutionen, die Fake News und Verschwörungsideologien verbreiten und damit den Begriff der Bildung aushöhlen oder zerstören.

Die Rolle und die staatliche Finanzierung der parteinahen Stiftungen in Deutschland (und Österreich) sind einzigartig, eine direkte Folge der Befreiung vom Nationalsozialismus. Man hat aus Weimar die Lehre gezogen, dass Gesetz und Parteien allein nicht ausreichen, Demokratie zu erhalten und dass es gut ist, tiefergehend in die Gesellschaft hineinzuwirken. Mit Angeboten zur politischen Bildung und zur Beteiligung an der politischen Debatte sind die parteinahen, aber unabhängigen Stiftungen als Teil der Reeducation entstanden. Ihr Auftrag ist entstehungsgeschichtlich antifaschistisch und demokratisch.

Politische Bildung trägt zur Emanzipation und freien Entfaltung der Einzelnen und der Gesellschaft bei. Sie muss sich (selbst-) kritisch mit Herrschaftsverhältnissen und sozialer Ungleichheit auseinandersetzen. Sie stärkt Kontroversität und Pluralität. Autoritäre und extrem rechte Formate sind in diesem Sinne nicht als Bildung zu bezeichnen, weil ihr Ziel eine geschlossene Gemeinschaft ist, die die Einzelnen entweder ausschließt oder in rigide Rollen zwanghaft einschließt.

[1] Vgl. u.a: Weiß, Volker. Die autoritäre Revolte / Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. Stuttgart: Klett-Cotta, 2017; Baeck, Jean-Philipp. „Unter einer Decke. Die Liebesaffäre von Identitären und AfD“. In Das Netzwerk der Identitären: Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten, herausgegeben von Andreas Speit, 77–90. Berlin: Ch. Links Verlag, 2018; Fuchs, Christian, und Paul Middelhoff. Das Netzwerk der Neuen Rechten: wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. Rowohlt Verlag GmbH, 2019; Häusler, Alexander, Hrsg. Völkisch-autoritärer Populismus: der Rechtsruck in Deutschland und die AfD. Hamburg: VSA: Verlag, 2018; die Beiträge zur AfD in: Grigat, Stephan, Hrsg. AfD & FPÖ / Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder. 1. Auflage. Baden-Baden: Nomos, 2017; Wildt, Michael. Volk, Volksgemeinschaft, AfD. 1. Auflage. Hamburg: Hamburger Edition, 2017; Becker, Andrea, Simon Eberhardt, und Helmut Kellershohn, Hrsg. Zwischen Neoliberalismus und völkischem „Antikapitalismus“: sozial- und wirtschaftspolitische Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten. 1. Auflage. Edition DISS, Bd. 43. Münster: UNRAST, 2019.
[2] Semsrott, Arne, und Matthias Jakubowski, 2022: „Desiderius-Erasmus-Stiftung / Politische Bildung von Rechtsaußen“. Herausgegeben von Otto Brenner Stiftung, 09-21. https://www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/user_data/stiftung/02_Wissenschaftsportal/03_Publikationen/AP51_DES_Bildung_von_rechtsaussen.pdf, siehe die Kapitel 3 bis einschließlich 6.